Karibik – Bahamas

Das Revier

Die Bahamas liegen rund 50 Seemeilen vor der Küste Floridas. Dazwischen fliesst der Golfstrom, die Zentralheizung Westeuropas. Steht der Wind gegen den Strom, kann eine Überfahrt ganz schön ruppig werden. Die Bahamas sind ein Eldorado für Yachties. Sie erstrecken sich von 20°56′N bis 27°25′N und von 71°00′W bis 79°20′W, einem Gebiet von mehreren Hunderttausend Quadratkilometern. Die Landfläche beträgt lediglich einen Bruchteil davon (11 405 km2). Andros (3 524 km2), Great und Little Abaco (2 313 km2) sowie Grand Bahama (1 542 km2) sind die wichtigsten der rund 700 Inseln und über 2 000 Cays (kleine und kleinste Korallenbänke und Felsen). Es handelt sich um die Überwasserteile eines unterseeischen Gebirges zwischen Florida, Kuba und Hispaniola. Die Inseln und Inselchen sind meist flach und von Korallenriffen sowie Sandbänken umgeben. Teilweise schwierig zu befahrende Riffe und Inselchen führen zu geschützten Naturhäfen und buchten. Rund 250 000 Menschen bevölkern die Inseln. Der Grossteil davon lebt in der Hauptstadt Nassau. Doch nicht an Land, sondern auf und unter Wasser sind die Höhepunkte eines Bahamastörns. Dunkelblaues und smaragdgrünes Wasser sowie die Reichhaltigkeit der tropischen Unterwasserwelt ziehen den Besucher in ihren Bann. Der Cocktail ist garniert mit weissem Korallensand.

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Geschichte

Die Bahamas sind historisch von grossem Interesse für den Seefahrer. Christoph Kolumbus machte in diesem Inselgewirr 1492 seinen ersten Landfall in der neuen Welt. Das Kolumbusjahr 1991 hat die Debatte über den exakten Ort der Landung wieder neu belebt (San Salvador und Samana Cay werden am häufigsten zitiert, was aber noch lange kein Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptungen ist). Kolumbus stiess auf friedliche Ureinwohner (Lucayans), die bald, mit wenigen Ausnahmen, durch die Spanier zur Zwangsarbeit nach Hispaniola deportiert wurden. Der Rest starb aus. Hauptsächlich britische Piraten und Bukaniere entdeckten das Inselgewirr als idealen Schlupfwinkel für ihre Raubzüge gegen die Handelsschifffahrt. Die begehrteste Beute waren die goldbeladenen spanischen Galeonen auf ihrer Rückfahrt von den spanischen Kolonien in Mittelamerika ins Mutterland. Diese pflegten durch die Floridastrasse oder die Windward Passage zwischen Kuba und Haiti zu segeln, ein Katzensprung von den Bahamas entfernt. Der englische König Georg I. erliess 1718 eine Generalamnestie für alle Piraten und machte deren Anführer sogar zum Offizier in der Royal Navy. Dafür erhielt er seine Kolonie New Providence, wo sich heute die Hauptstadt Nassau befindet. Die britischen Gouverneure räumten zwar mit der Piratenplage auf, doch die Plünderung gestrandeter Schiffe blieb ein lukratives Geschäft (böse Zungen behaupten dies sei bis heute der Fall) auf zahlreichen isolierten Eilanden. Lokale Transportboote und Inselchen tragen noch immer die Namen berühmter Freibeuter und ab und zu wird ein Goldschatz geborgen.

Aus Westafrika wurden Zehntausende von Negersklaven eingeführt und machten die Inseln zum Hauptumschlagsplatz im Sklavenhandel. Die Sklaverei wurde erst 1834 aufgehoben und rund 10 000 ehemalige Sklaven kamen frei.

Mit dem Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges flohen zahlreiche britische Loyalisten vom Festland auf die Bahamas. Sie bilden noch heute einen grösseren Prozentsatz der Bevölkerung. Der amerikanische Bürgerkrieg brachte den Bahamas die erste wirtschaftliche Prosperität. Konföderierte Blockadenbrecher benutzten die Inseln als Ausgangsbasis. Das Ende des Krieges liess die Bahamas in einen Dornröschenschlaf verfallen, der erst mit der Einführung der Prohibition in den USA endete.

Zwei Weltkriege katapultierten die Insel ins 20. Jahrhundert und führten am 10. Juli 1973 zur Unabhängigkeit von der Kolonialmacht England. Königin Elisabeth II. ist Staatsoberhaupt geblieben und wird durch einen (einheimischen) Generalgouverneur vertreten. Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs stellt der Tourismus offiziell die grösste Einnahmequelle dar. Bis in die 80erJahre bildeten die Bahamas einen wichtigen Umschlagplatz für Drogen auf dem Weg in die USA. Die U.S. Coast Guard führt einen regelrechten Kleinkrieg gegen die Schmuggler, denen Verbindungen in die höchsten Regierungskreise nachgesagt werden. Seit einem Regierungswechsel ist es jedoch recht still um diese Gerüchte geworden. Mir ist aus persönlichen Erfahrungen bekannt, dass die Küstenwache in Florida Sportboote schon lange vor der Ankunft in den USA überwacht und Bootsdurchsuchungen grundsätzlich mit schussbereiter Waffe und schusssicherer Weste vornimmt.

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Klima

Ausgeprägte Jahreszeiten kennen die Bahamas nicht. Laut Polyglott sind Reisen das ganze Jahr über zu empfehlen. Die Nebensaison liegt im Sommer, die Hauptsaison im Winter. Ab Ende Mai treten vermehrt schauerartige Regenfälle auf, doch mit 340 Sonnentagen pro Jahr wird kaum jemand zu kurz kommen. In den grauen Wolkenfetzen stecken sehr oft kräftige Böen drin. Wenn der Regen wieder vermehrt zu fallen beginnt, erblühen die über den Winter ausgedorrten Inseln in frischem Grün. Allfällige Bewölkungen werden als angenehm empfunden, da selbst die Sonne zuviel scheinen kann. Die Temperaturen betragen im Sommer rund 28° (ähnlich wie in den kleinen Antillen) und sind gut verträglich. Entlang der Küste und auf dem Wasser ist es sehr angenehm. Der erfrischende Wind lässt die starke Sonne oft vergessen, die schwere Verbrennungen verursachen kann. Auf dem Wasser reflektieren die auf dieser Breite fast senkrecht einfallenden Sonnenstrahlen und verbrennen die ungeschützte Haut innert kurzer Zeit. Ich habe nach einer ganzen Saison in der Karibik auf dem Wasser stets ein TShirt getragen. Bewährt haben sich pyjamaähnliche, weite Baumwollhosen und leibchen. Besser etwas weniger braun als Verbrennungen zweiten Grades, die ich schon nach nur einem Tag auf See gesehen habe. Dank dem warmen Golfstrom und der intensiven Sonneneinstrahlung lädt die Wassertemperatur zum Schnorcheln geradezu ein.

Wind

Die Bahamas liegen im Gürtel der Passatwinde. Diese wehen das ganze Jahr über, sind aber nach Statistik im Winter besonders stark und regelmässig. Im Sommer sind die Winde leicht und es ist meist mit zwei bis drei Windstärken aus dem östlichen Quadranten zu rechnen. Nachts sind Windstillen recht häufig. Tagsüber ist auch spiegelglattes Meer oder acht Windstärken möglich erlebte ich sogar einmal kurzfristig ein Beaufort mehr). Die Westküsten der Inseln werden als Leeküsten, die Ostküsten als Luvküsten bezeichnet. Die meist flachen Inseln decken den Wind kaum ab, brechen aber den Seegang des offenen Atlantiks. Da aber der nahe amerikanische Kontinent das Wetter massgeblich beeinflusst, sind die Passatwinde weder so regelmässig noch so stark wie in der Karibik.

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Hurrikans

Ein vieldiskutiertes Thema in der Karibik und den südlichen USA! Tatsächlich fegte laut Statistik seit 1825 durchschnittlich alle 14 Jahre ein Cyclone über Martinique hinweg. Der böse “Hugo” verwüstete im September 1989 Guadeloupe. Seit “Inez”, dem vorletzten Cyclone, waren immerhin 23 Jahre (1966) vergangen. Ab Mitte August bis Ende Oktober ist mit Hurrikans zu rechnen, ausnahmsweise auch ausserhalb dieser “hurrican season”. Im Zentrum eines solchen Wirbelsturmes, Auge genannt, ist es völlig windstill. Doch in der Nähe des Auges erreichen die Windgeschwindigkeiten bis zu 150 kn (über 250 km/h)!!! Das Barometer kann dabei bis auf 940 mb fallen. Durch den tiefen Luftdruck steigt der Wasserspiegel im Extremfall bis zu vier Meter. Wegen des plötzlichen Wechsels der Windrichtung nach dem Durchzug des Auges entsteht ein gefürchtetes Wellengebilde. Nur wenige Augenzeugen sind bekannt. Ich höre daher zweimal pro Tag die Wettervorhersagen ab. Die Wetterfrösche kündigen einen herannahenden Cyclone rechtzeitig an. Zudem gibt es weitere Zeichen die auf einen Hurrikan schliessen lassen: die Dünung, die normalerweise aus E/SE kommt, wechselt ihre Richtung und kommt aus W. Ein Cyclone zieht immer in Richtung WNW und der Wind weht spiralförmig im Gegenuhrzeigersinn ins Auge. Somit addieren sich am nördlichen Halbkreis Zugrichtungsgeschwindigkeit und Windspeed. Als Lösung bietet sich eine Flucht in Richtung Süden an. Je südlicher der Breitengrad, desto geringer wird die Häufigkeit von Hurrikans. Von Venezuela ist kein Fall mehr bekannt. Alle Fachbücher reden ebenfalls vom fallenden Barometer als Indikator. Allerdings sah ich ein Barographenblatt vom Durchzug von “Hugo” Mitte September 1989 in Guadeloupe. Der Luftdruck fiel zwar fast senkrecht in den Keller, aber erst zwei Stunden vor dem Durchzug des Auges!!! Nach weiteren zwei Stunden bewegte er sich schon wieder auf normaler Höhe!! Demzufolge ist das Baro für solche Fälle leider unbrauchbar. Am besten übersteht man ein derartiges Ereignis in einem “hurrican hole” einer geschützten Bucht mit möglichst hohen Bergen und wenigen Bidonvilles in der Umgebung. Diese fliegen einem beim ersten Luftstoss geschossartig um die Ohren. Der geringe Tiefgang des Kats erweist sich auch hier als Vorteil: einige der sichersten Buchten bleiben Booten mit grossem Tiefgang verschlossen. Die Hurrikans erhalten eine alphabetische Numerierung; der erste der Saison beginnt im “A”. Früher trugen sie Frauennamen, doch Feministinnen erreichten, dass nun jeder zweite einen männlichen Namen trägt Die Gefahr ist zwar reell, darf aber nicht übertrieben werden: Hunderte von Yachten befinden sich das ganze Jahr über in diesem Gebiet.

Geld

Offizielle Währung ist der BahamasDollar. Er wird mit dem USDollar 1:1 gewechselt. Kreditkarten werden oft akzeptiert, Banken und Hotels wechseln Travellerchecks unter Spesenabzug. Da der amerikanische den britischen Einfluss ablöste, werden U.S. Dollars überall akzeptiert. Mit einem CashVorrat an U.S. $ in möglichst kleinen Noten ist man gut bedient, denn Retourgeld erfolgt oft in der einheimischen Währung. Kreditkarten befreien beim Automieten vom Hinterlegen einer Kaution. Mit einer Hälfte Traveller Checks (Thomas Cook und American Express) und einer Hälfte Cash ist man nicht allzuschlecht beraten.