Seekrankheit

Zahme Vögel singen von Freiheit – wilde Vögel fliegen. (John Lennon)

Alte Seebären umschreiben die typischen Stadien der Seekrankheit folgendermassen:

  • im ersten Stadium hat man Angst, zu sterben.
  • im zweiten Stadium ist es einem egal, ob man stirbt.
  • im dritten Stadium wünscht man sich nichts sehnlicher, als endlich zu sterben.
  • im vierten Stadium hat man Angst, nicht sterben zu können.

Nur rund 15% der Menschen sind gänzlich unempfindlich auf die Bewegungen einer Yacht. Die Seekrankheit ist im Normalfall nach zwei oder drei Tagen an Bord kein Thema mehr. Seekrankheit hat auch viel mit Psychologie zu tun. Es gibt verschiedene Tricks, mit denen einer Seekrankheit aus dem Wege gegangen werden kann. Ein sicherer Tipp ist die Übernahme des Ruders. Der Steuermann wird nie Probleme bekommen. Die bewusste Beschäftigung mit dem Boot und seinen Bewegungen lässt im Hirn keinen Platz für Seekrankheit. Wer auf der Kante sitzt, sollte nie in die Nähe, sondern zum unbeweglichen Horizont blicken. Das Deck ist dem geschützten Cockpit, wo man nur das sich bewegende Boot sieht, vorzuziehen. Unter Deck legt man sich am besten hin. Sogar Admiral Nelson litt am Anfang jeder Seefahrt unter der Seekrankheit!

Die bekanntesten Medikamente sind Pflaster, Ingwerkapseln und Akupressur-Bänder. Die Pflaster geniessen einen Ruf als wirksames Medikament mit Nebenwirkungen. Ein Wirkstoff dringt während längerer Zeit ins Blut ein. Müdigkeit und Sehstörungen können die Folge sein. Von den Ingwerkapseln ist nichts Negatives bekannt. Viele schwören auf Akupressur-Bänder, die Wunder bewirkt haben sollen. Unsere Bordapotheke ist mit allem Notwendigem ausgerüstet.

Die neuste Theorie macht Histamin für Seekrankheit verantwortlich (“Histamin-Intoleranz – Histamin und Seekrankheit” ISBN 3-13-105 382-8). Gemäss dieser Theorie ist zur Vermeidung der Seekrankheit eine Umstellung der Ernährung (kein Rotwein, Weizenbier, Salami, Käse, Tomaten, Dosenthunfisch, Schokolade oder andere Lebensmittel mit Konservierungsmitteln) und viel Schlaf erforderlich. Mit 75 mg Cinnarizin-Kapseln eine Woche vor dem Törn, zwei Gramm Vitamin C täglich und 500 mg Vitamin C-Kautabletten bei Symptomen soll das uralte Problem gelöst sein. Wir haben es ausprobiert und es hat funktioniert. Niemand kann aber mit Bestimmtheit sagen, ob wir ohne dieser Anwendung tatsächlich seekrank geworden wären.